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WHO MADE MY CLOTHES?


Foto: Solidarity Center

Am 24.04.2013 geschah das wohl schwerste Unglück der Textilindustrie.

Die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch stürzte ein.

Einen Tag zuvor wurde das Gebäude aufgrund von Baumängel polizeilich gesperrt.

Dennoch wurden mehr als 3000 ArbeiterInnen von den Fabriksbetreibern gezwungen ihre Arbeit aufzunehmen.

Um 9 Uhr vormittags stürzte das Gebäude ein.

1138 Menschen starben.

Mehr als 2500 Menschen wurden verletzt.


Seitdem stellen wir uns immer öfter die Frage „WHO MADE MY CLOTHES?“

Wusstest du, dass mehr als 90% unserer Kleidung im asiatischen Raum produziert wird?

Zweitgrößtes Exportland, nach China, ist Bangladesch mit mehr als 8000 Textilfabriken. Mehr als 80% der Beschäftigen sind Frauen, die zu einem Hungerslohn von ca 55€ im Monat 70 Stunden pro Woche arbeiten. Gewerkschaften, wie bei uns, gibt es nur sehr selten.

Auch die Arbeitsplätze sind oft Unsicher.

Im Jahr passieren rund 1,4 Mio Arbeitsunfälle in Bekleidungsfabriken weltweit.


In den letzten Jahren wandern immer mehr Auftraggeber nach Europa zurück. Kein Wunder, denn die Länder in Süd-/Osteuropa sind Billiglohnparadiese, die Arbeitsbedingungen aber oft vergleichbar mit denen in Süd-/Ostasien.

Die Clean Clothes Kampagne hat einen umfassenden Bericht über „Europas Sweatshops“ herausgebracht, wo sie unter anderem auch ArbeiterInnen in verschiedenen Produktionsländern interviewt.


Ein Interview aus Serbien: „Ich habe der Vorgesetzten gesagt, ich könne an dieser Maschine nicht atmen. Es seien bereits 30 Grad in der Fabrik und wenn wir diese Maschine bedienen, würde es noch viel heißer. Da nahm sie das heiße Abluftrohr der Maschine, richtete es auf die Gesichter von mir und meiner Kollegin und sagte: ˏDas ist euer Problem, und wenn ihr damit nicht zurechtkommt, gibt es genug Leute, die darauf warten, euren Platz einzunehmen!“


Aber selbst im Heimatland von Dolce & Gabbana, Gucci und Prada wird „Pronta Moda“ – fast fashion made in Italy – produziert. Im Herzen der Toskana, 25km von Florenz entfernt, lebt in der Stadt Prato die zweitgrößte chinesische Exilgemeinschaft Europas. In den ca 3600 gemeldeten Textilunternehmen, wovon 80% von chinesischen Managern geführt werden, werden mittlerweile 12 Mio Kleidungsstücke pro Jahr produziert.

Aber auch hier herrschen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen:

 - keine Aufenthaltsbewilligungen

 - arbeiten und leben am selben Ort = in der Produktionshalle

 - 18h/Tag 7 Tage/Woche

 - Einkommen €1 - €3 /Tag

 

Für diese billige Kleidung werden oft Stoffe aus Asien illegal eingeführt, die entsprechen die Farbstoffe und Textilien aber selten unseren EU-Qualitätsstandards. Das hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Umwelt, auch wir Konsumenten sind dadurch gefährdet.


Aber was ist denn eigentlich in unserer Kleidung?

Wusstest du, dass unsere Kleidung großteils aus Polyester gefertigt wird?

Das auf erdölbasierte Material ist mittlerweile in mehr als 60% unserer Kleidung enthalten.

Bei jedem Waschgang löst sich Mikroplastik und gelangt somit ins Abwasser und danach in unsere Gewässer. Mehr als 2/3 des Mikroplastiks im Meer stammt von unserer Kleidung.

Aber auch andere konventionelle Materialien schonen nicht gerade unsere Umwelt.

Durch den Baumwallanbau wurde zB der viertgrößte Binnenseen unserer Erde ausgetrocknet - der Aralsee.


Der Tullahan Fluss auf den Philippinen - an anderen Tagen ist er grün oder blau. Foto: Gigie Cruz-Sy / Greenpeace

Auch die Färbung der Stoffe fügt unserem Planeten erheblichen Schaden zu. Mittlerweile sind fast 2/3 der chinesischen Gewässer verschmutzt. Schuld daran sind unter anderem die Farbstoffe und giftigen Chemikalien, die in den Färbereien ungefiltert ins Abwasser gelangen.

Wollen wir das alles wirklich?




Seit Beginn werden meine Kollektionen ausschließlich unter fairen und sozialen Arbeitsbedingungen in Österreich produziert. Seit 2018 gehe ich auch bei der Materialauswahl einen anderen Weg. Da hab ich beschlossen in Zukunft ausschließlich nachhaltige, zertifiziert Materialien zu verwenden. Schließlich ist Kleidung unsere zweite Haut. Da möchte ich eher kein Erdöl tragen.

Mode ist für mich nämlich erst dann fair und nachhaltig, wenn vom Anbau der Rohstoffe bis hin zum fertigen Produkt faire Löhne bezahlt werden und unsere Umwelt nicht belastet wird.


Übrigens, wusstest du, dass die Textilindustrie der zweitgrößte Umweltverschmutzer weltweit ist?

Sie verursacht mehr CO2-Emissionen als die internationale Luft- und Seeschifffahrt zusammen.

Die Massen an Kleidung, die mittlerweile produziert werden - im Jahr 2020 waren es ca 200 Milliarden Kleidungsstücke - verschmutzen nicht nur bei der Herstellung unsere Umwelt. Oft landen sie nach wenigem Tragen oder sogar ungetragen im Müll. Kostet ja nicht viel, gell? Vor allem, wenn man an die Ultra Fast Fashion denkt, die uns momentan überschwemmt...

Weltweit sind in den letzten Jahren Altkleiderfriedhöfe entstanden. Einer davon ist in der Atacama Wüste. In Chile landeten allein im Jahr 2021 157.000 Tonnen (Alt)Kleider aus Europa, Asien, Nord-, Mittel- und Südamerika, teilweise sogar neu mit Etikett.


Um auch hier einen, wenn auch nur kleinen, Beitrag zu leisten, verwende ich seit dieser Frühjahrssaison vermehrt Deadstock Stoffe. Das sind Stoffe, die aus Überproduktionen stammen und sonst im Müll gelandet wären. Dennoch sind es nachhaltige Stoffe wie Bio Baumwolle, Tencel™ Lyocell und EcoVero™ . Es macht für mich sonst keinen Sinn, wenn trotzdem Schadstoffe enthalten sind, wie es bei konventionellen Materialien der Fall ist.


Ich frag mich oft, ob ich mit meinem Handeln überhaupt etwas Positives für unsere Zukunft beitrage? Aber was, wenn ich nichts mache? Für mich geht sich dieses „Nichtstun“ nicht mehr aus. Ich bin der Meinung, dass jeder seinen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten kann, gerade wenn man die Wahl hat. Deshalb werde ich mich auch weiterhin für eine bessere (Mode)Welt einsetzen, laut sein und euch vielleicht auch manchmal damit auf die Nerven gehen, aber immer mit der Hoffnungen, ein paar Menschen zum Umdenken anzuregen.

Denn „wenn an vielen kleinen Orten, viele kleine Menschen, viele kleine Dinge tun, wird sich das Angesicht unserer Erde verändern.“ (afrikanisches Sprichwort)

WeFair Wien 2024

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